Ethik-Charta des Bundes Deutscher Karneval e.V. (BDK)

Richtlinien für die Gestaltung von Fasching, Fastnacht und Karneval (im Folgenden FFK genannt) - aufbereitet vom Regionalverband Leverkusen-Rhein-Wupper (LRW) e.V.

Im Gegensatz zur ursprünglich wilden und ungebändigten Fastnacht, die keiner festen Ordnung folgt, hat es sich der BDK – als größter Dachverband der organisierten Fastnacht in Deutschland – zur Aufgabe gemacht, seinen Mitgliedsvereinen Orientierung und Werte an die Hand zu geben. Die nachfolgenden Grundsätze dienen als Leitfaden für ein verantwortungsvolles und zukunftsfähiges närrisches Treiben:

1. Ursprung und Wesen der Fastnacht
Die Fastnacht – ursprünglich die Nacht vor dem Fasten – ist ein symbolträchtiges Schwellenfest. Sie markiert den Übergang vom Ausleben elementarer menschlicher Bedürfnisse zur Zeit der Enthaltsamkeit. Fastnacht ist ein Spiel mit gesellschaftlichen Rollen, mit Freiheit und Fantasie – und wie jedes Spiel hat sie einen klaren Anfang und ein definiertes Ende.

2. Zeitrahmen und Brauchtumszeit
Die närrische Zeit beginnt traditionell mit den Auftaktveranstaltungen rund um den 11.11. und endet spätestens am Samstag vor dem ersten Advent. Die eigentliche Hochphase des karnevalistischen Brauchtums beginnt mit dem Jahreswechsel und endet am Aschermittwoch. Dieser festgelegte Zeitraum bildet den kulturellen Rahmen für Fastnachtsveranstaltungen.

3. Spiegel der Gesellschaft
FFK ist ein Fest, in dem das Gewohnte auf den Kopf gestellt wird. Regeln dürfen und sollen auf spielerische Weise gebrochen werden. Satire, Kritik und Humor sind erlaubt – ja gewünscht. Dabei ist es ein Fest des freien Wortes, der Gleichheit und der Selbstironie: Wir lachen nicht nur über andere, sondern auch über uns selbst.

4. Respekt und Menschenwürde
Grenzen des Humors sind dort erreicht, wo Menschenwürde verletzt wird. Menschenverachtende Inhalte – sei es in Büttenreden oder Darbietungen – haben in der Fastnacht keinen Platz. Als Richtschnur gilt: Was man selbst als verletzend empfindet, sollte auch anderen erspart bleiben. Das traditionelle Rügerecht der Narren endet, wo es diskriminierend oder herabwürdigend wird.

5. Vielfalt und Inklusion
FFK lebt von ihrer Buntheit – sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Sie steht allen offen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder sozialem Hintergrund. Wer bereit ist, Teil einer fröhlichen, respektvollen Gemeinschaft zu sein, ist willkommen im Kreis der Narren. Dies gilt für alle Ethnien und Geschlechter.

6. Brauchtum statt Showgeschäft
Die Fastnacht ist ein jahrhundertealter Volksbrauch, tief verwurzelt in den Regionen und getragen von ehrenamtlichem Engagement. Der BDK spricht sich klar gegen eine übermäßige Professionalisierung und Kommerzialisierung aus, da diese dem Geist der ursprünglichen Fastnacht zuwiderlaufen. Authentizität, Bodenständigkeit und Mundart sollen erhalten bleiben.

7. Wandel und Verwurzelung
Fastnacht ist lebendige Kultur – und lebendige Kultur darf sich wandeln. Bräuche dürfen und sollen sich gesellschaftlichen Entwicklungen anpassen, ohne dabei ihre historischen Wurzeln zu verlieren. Zwischen Innovation und Tradition gilt es, ein gesundes Gleichgewicht zu wahren.

8. Jugend als Träger der Tradition
Nur wer Bräuche rechtzeitig weitergibt, sichert ihr Fortbestehen. Es ist deshalb ein zentrales Anliegen des BDK, junge Menschen frühzeitig und aktiv in das karnevalistische Brauchtum einzubinden. Die Deutsche FastnachtAkademie und das Deutsche FastnachtMuseum leisten hierzu wertvolle Bildungs- und Vermittlungsarbeit.

9. Kinderschutz und altersgerechte Inhalte
Bei der Gestaltung von Kinder- und Jugendbeiträgen – sei es in Tanz, Musik oder Wort – ist stets auf altersgerechte Darstellungen zu achten. Kostüme, Choreografien und Themen sollen kindgerecht und respektvoll sein. Eltern und Vereine tragen hier eine besondere Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen.

10. Medienpartnerschaft mit Augenmaß
FFK benötigt mediale Sichtbarkeit, um ihr kulturelles Erbe zu vermitteln. Doch das Fest darf nicht zur bloßen Inszenierung für Kameras verkommen. Die Fastnacht ist kein Spektakel, sondern ein Stück gelebte Volkskultur – echt, nahbar und mit Herz.

11. Bewahren durch Dokumentation
Jeder Verein ist aufgerufen, seine Bräuche und Traditionen zu bewahren und sorgfältig zu dokumentieren. Die Deutsche FastnachtAkademie und das Deutsche FastnachtMuseum bieten hierbei wertvolle Unterstützung in Form von Archiven, Ausstellungen und Bildungsangeboten.

Fazit:
Diese Charta versteht sich als Einladung und Verpflichtung zugleich: Sie ruft auf zu einem verantwortungsvollen, respektvollen und zukunftsfähigen Umgang mit der Fastnacht. Denn nur, wenn wir unsere närrischen Wurzeln ehren und zugleich mit offenen Augen in die Zukunft blicken, kann FFK als lebendiger Teil unserer Kultur weiterbestehen.

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